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Ziemlich beste Freunde
Die Grenzkontrollen bleiben bis mindestens 15. Mai bestehen, hat Innenminister Seehofer am Montagabend verkündet. Eine Zufallsbegegnung. Ein nachdenklich machendes Gespräch auf der gesperrten Lauterbrücke.
Scheibenhard(t). Interessiert betrachten die beiden jungen Erwachsenen die zahlreichen Zeichnungen und Drucke, die laminiert an der Kette hängen. „Keine Grenze wird uns trennen“, steht auf einem Blatt, auf dem sich Asterix und Obelix herzlich in den Armen liegen. „Amitié – Freundschaft“, lautet die Botschaft auf einem anderen, auf dem zwei Menschen Ballons mit deutscher und französischer Flagge halten. Auf einen bekannten Film verweist ein Aushang mit „Ziemlich beste Freunde – über Grenzen hinweg“.
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Pandemie: Wie die deutsch-französische Gemeinde Scheibenhard(t) die Corona-Krise erlebt
Plötzlich geteilt-ein Dorf an der Grenze
von Til Börner
Scheibenhardt/Südpfalz. Es hätte eine rauschende Feier werden sollen. Musik auf zweiverschiedenen Bühnen, regionale Köstlichkeiten vom Grill und aus dem Ofen, Händler, die ihre Handwerkskunst anbie- ten. Das Brückenfest am ersten Juniwochenende sollte der diesjährige Höhepunkt im Veranstaltungska- lender der beiden Orte Scheibenhardt und Scheibenhard werden. Das gut600-Seelen-Dorf Scheibenhardt (Landkreis Germersheim) liegt am südlichsten Zipfel der Pfalz an der Lauter. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich das französische Scheibenhard, das rund 200 Einwohner mehr hat. Eine Brücke verbindet die beiden Ortschaften miteinander. Fußgänger, Pendler, Radfahrer nutzen sie in normalen Zeiten täglich. „Die Grenze existiert eigentlich nicht“, sagt der deutsche Bürgermeister Edwin Diesel. Seit dem 11.März, als das Robert-Koch-Institut die französische Region Grand Est zum Corona-Risikoge- biet erklärt hat, ist die Brücke dicht. Sperrbänder, eine weiß-rote Kette und eine Baustellenschranke hin- dern Autos und theoretisch auch Spaziergänger am Überqueren. Mehrmals am Tag fährt die Bundes- polizei Streife. Denn wer die Hindernisse überwindet, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Erst mals seit Inkrafttreten des Schengener Abkommens im März 1995 ist die Grenze zwischen den fast namensgleichen Dörfern wieder real. Die bis dato obligatorischen Schlagbäume stehen zwar noch immer–aber nur, um an die Vergangenheit zu erinnern.
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SCHEIBENHARDT UND SCHEIBENHARD
Das ehemals geteilte Dorf in Pfalz und Elsass ist durch das Coronavirus wieder geteilt
von Sybille Kranich
Ein Dorf – zwei Nationalitäten. Das Flüsschen Lauter trennt das pfälzische Scheibenhardt vom elsässischen Scheibenhard. Seit 1993 gab l,es keine Grenze mehr. Langsam wuchs alles zusammen. Doch nun hat Corona das Dorf wieder geteilt.
Francis Joerger schämt sich. Manchmal – das gibt der elsässische Bürgermeister zerknirscht zu – da hat er sich die Grenze zurückgewünscht. „Nufür einen Tag und nur damit die Dorfjugend mal sieht, was das überhaupt bedeutet: eine Grenze.“ Jetzt ist sie wieder da. Als hätte eine böse Fee namens Corona Joergers geheimsten Wunsch über Nacht erfüllt. Ein hässliches rot-weißes Absperrgitter teilt den Ort wieder in zwei Teile. In „hüwwe“ und „drüwwe“. Ins pfälzische Scheibenhardt mit einem T am Ende und ins elsässische Scheibenhard ohne. Als hätte es Schengen nie gegeben.
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Jubiläums-Brückenfest fällt aus
Die Corona-Pandemie lässt eine grenzüberschreitende Feier nicht zu
SCHEIBENHARD(T). Es hätte ein großes, grenzüberschreitendes Fest werden sollen – dieses Jahr zum 25. Mal. Doch wegen der Beschränkungen in Folge der Corona-Pandemie fällt das Jubiläums-„Brückenfest“ der pfälzisch-elsässischen Schwestergemeinden Scheibenhard(t) aus. Dafür wird schon für 2021 geplant.
Nicht nur das Münchner Oktoberfest, auch das für das erste Juni-Wochenende geplante 25. deutsch-französische „Brückenfest“ der Schwestergemeinden Scheibenhardt (Pfalz) und Scheibenhard (Elsass) fällt der Corona-Pandemie zum Opfer. Nach dem bundesweiten Verbot von Großveranstaltungen bis zunächst 31. August deutete sich dies bereits an. „Es ist zwar schade, aber letztendlich haben alle dafür Verständnis“, sagt Edwin Diesel, Bürgermeister auf pfälzischer Seite. Auch die Vereine, die normalerweise mit den Einnahmen aus der Veranstaltung ihren Jahresetat bestreiten, so Diesel. Wie das Brückenfest werde auch das Kerwefest auf deutscher Seite (16. bis 19. Mai) abgesagt.
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Europa zerbröselt auch im Kleinen – unsinnige Grenzsperrungen nagen an jahrzehntelanger Arbeit für die deutsch-französische Freundschaft
Francis Joerger (links im Bild), seit 30 Jahren Bürgermeister des elsässischen Dorfes Scheibenhard, hat immerzu für die Verständigung zwischen Franzosen und Deutschen gearbeitet. Unermüdlich und mit großem Engagement. Jetzt steht er auf der Brücke zwischen Scheibenhard (Elsass) und Scheibenhardt (Südpfalz) vor einer Absperrung, die von deutscher Seite errichtet wurde – offensichtlich im Konsens mit der französischen Regierung. Francis Joerger darf die Schwestergemeinde auf deutscher Seite nicht mehr besuchen. Das traditionelle Brückenfest, ein Symbol der Verständigung, die nicht immer leicht war, fällt aus. Nach Einschätzung meines Freundes Francis, mit dem ich vor über 30 Jahren einen Club Vis-a-vis gegründet hatte, ist mit der neuerlichen Grenzschließung vieles kaputt gegangen. Er registriert aufmerksam und mit Sorge nationalistische Töne. Oben wird weiter die enge Freundschaft verkündet, unten sehe es anders aus.
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