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Ich weiche dann mal lieber aus ...

In der Südpfalz tobt ein Streit um den geplanten Bienwald-Radweg. Zwischen Steinfeld und Scheibenhardt entlang der L 545 soll er verlaufen. Länge: rund elf Kilometer. Kosten: etwa 4,3 Millionen Euro. Wo genau liegt eigentlich das Problem? Unser Reporter ist die umstrittene Strecke mal selbst abgefahren.

Von Philipp Jung

Ich weiche dann mal lieber ausSteinfeld. Vielen Leuten ist es an diesem Donnerstag im Juni vermutlich entschieden zu warm für eine Radtour. Aber egal: Die Strecke führt ja fast nur durch den Wald und verspricht daher Schatten. Mein Vater begleitet mich auf der Tour durch den Bienwald. Unser Auto mit dem Fahrradträger bleibt am Bahnhof in Steinfeld (Kreis Südliche Weinstraße) stehen. Ziemlich genau hier soll der noch nicht gebaute Radweg starten und bis in die Gemeinde Scheibenhardt führen, einen Ort im Kreis Germersheim, durch den die deutsch-französische Grenze führt. Die Tücken der Geraden Wer sich vom Steinfelder Bahnhof auf die betreffende Strecke begibt, versteht sofort, wieso hier von einem schmalen Sträßchen die Rede ist: Der eine oder andere würde von einem Feldweg ausgehen, wären da nicht noch die weißen Linien links und rechts.

Glasfaser: Ausbau bis Bienwaldmühle

SCHEIBENHARDT. Die Gemeinde Scheibenhardt unternimmt einen weiteren Versuch, den abgelegenen Ortsteil Bienwaldmühle mit Breitband-Internet zu versorgen. Jetzt hat der Ortsgemeinderat beschlossen, dazu mit einer Berliner Beratungsfirma zusammenzuarbeiten. Ziel ist, aus einem „Graue-Flecken-Programm“ des Bundes Fördergelder für den Ausbau zu bekommen. Dem Vorhaben habe der Rat am Montagabend zugestimmt, sagte Ortsbürgermeister Edwin Diesel (parteilos) auf RHEINPFALZ-Anfrage. Eine Beratungsfirma aus Berlin werde die Gemeinde dabei unterstützen. „Wir wollen keine Zeit verlieren“, so Diesel. Wobei die Kosten für die Beratung vom Bund übernommen würden. „Uns entstehen keine Kosten“, erklärt der Ortsbürgermeister. Zunächst gehe es darum, die Machbarkeit einer Breitband-Internetversorgung nach Bienwaldmühle zu prüfen. Man suche – weil dies so vorgeschrieben ist – einen Anbieter, der die Leitung vielleicht auf eigene Kosten legt (das sogenannte Markterkundungsverfahren). „Doch wer macht das schon?“, fragt Diesel: „Fünf Kilometer Glasfaser in den Wald legen für umme“. Bleibt dieses Verfahren erfolglos, werden die Arbeiten öffentlich ausgeschrieben. „Dies muss aber angestoßen werden. Und das macht das Beratungsbüro für uns“, so Diesel. Wenn“s zur Glasfaserverlegung in Richtung Bienwaldmühle kommt, winken laut Diesel bis zu 90 Prozent Bezuschussung: 50 Prozent übernimmt der Bund, 40 Prozent das Land. „Der Rest bleibt an der Kommune hängen“, sagt Diesel, der optimistisch ist, dass Bienwaldmühle auf diese Weise endlich schnelles Internet bekommt. hcs

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 25.06.2021

 

KOMMENTAR

Nachbessern!

von Andreas Lapos

Der Kreis hält an den Plänen für den Bienwald-Radweg neben der L 545 von Steinfeld nach Scheibenhardt fest. Das Hauptargument: Die Sicherheit der Radfahrer. Das klingt plausibel, ist es aber (leider) nicht. Denn in den Plänen ist ein gravierendes Sicherheitsproblem eingebaut. Der Radweg wird nämlich in Bienwaldmühle unterbrochen. Dort müssen die Radfahrer auf die Straße wechseln. Das bedeutet: Am Ortseingang von Bienwaldmühle aus Richtung Steinfeld müssen Radler die Straße überqueren – in einem schlecht einsehbaren Kurvenbereich. Das ist nicht neu. Die Kommunen haben deswegen deutliche Bedenken im Planungsverfahren geäußert. Diese wurden weggewischt. Wer den Bienwald-Radweg will, sollte dringend über eine Nachbesserung nachdenken.

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 31.05.2021

Bienwald-Radweg: Kreis hält an Plänen fest

Alternativvorschläge laut Landrat Brechtel weniger sicher – „Bevölkerung will den Bau“

Scheibenhardt/Steinfeld. „Wir benötigen einen verkehrssicheren, ganzjährig befahrbaren Radweg. Dies fordern auch viele Bürgerinnen und Bürger sowie die Bienwaldgemeinden. Deshalb stehe ich voll hinter dem Radweg entlang der L545 und fordere gemeinsam mit meinem Kollegen Landrat Dietmar Seefeldt die zügige Umsetzung des Radwegs“, sagt Landrat Fritz Brechtel (CDU).

Aus Sicht der Kreisverwaltung ist der straßenbegleitende Radweg entlang der L 545 zwischen Steinfeld und Scheibenhardt unbedingt erforderlich. „Das wesentliche Argument aus unserer Sicht ist die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, die diesen Streckenabschnitt nutzen, egal wie sie sich fortbewegen. Nur durch einen baulich von der Straße getrennten Rad- und Fußgängerweg kann die Verkehrssicherheit optimal gewährleistet werden“, sagt Brechtel. Es gehe darum, eine Verbindung für den Radverkehr zu schaffen, die ganzjährig und sicher zu befahren ist. Deshalb sei eine von der Straße unabhängige Führung des Radverkehrs über Forstwirtschaftswege keine adäquate Lösung. Bei witterungsbedingter oder durch die Forstbewirtschaftung verursachter Unbefahrbarkeit der Waldwege müssten die Radfahrer wieder auf die Straße ausweiche , so Brechtel. Im Alltag sei es unter dem Aspekt der sozialen Sicherheit auch wichtig, dass der Radweg durchgehend von anderen einsehbar ist.

KOMMENTAR

Arbeit für die Mülltonne

VON ANDREAS BETSCH

„Der ADFC wünscht sich, dass sein Konzept jetzt diskutiert wird. Es muss mit den Anwohnern geredet werden“, heißt es im RHEINPFALZ-Artikel vom Dienstag um die neu ins Spiel gebrachte Fahrradstraße auf der L 545. Sie soll laut ADFC als Alternative zum Bau eines Bienwald-Radwegs dienen. Aber: Die ADFC-Vertreter hätten sich viel Arbeit erspart, wenn sie die Menschen vorher „abgeholt“ hätten! Man hätte ihnen vorab schon sagen können, dass Ideen von Sperrungen und krasser Tempobeschränkung auf seit Jahrzehnten bestehenden Landstraßen keine breite Akzeptanz finden. Zu groß sind die Einschränkungen im Alltag. Die Straßen wurden ja nicht ohne Grund gebaut. Genug Arbeit also für die Mülltonne. Die von der Bürgerinitiative Bienwald vorgeschlagene Zick-Zack-Waldweg-Alternative klingt hingegen nicht ganz so unsinnig. Aber mal ehrlich: Wer fährt über Umwege zum Ziel, wenn es eine direkte Straße nach Bienwaldmühle gibt? So gesehen hilft am Ende wohl doch nur ein parallel zur Landstraße verlaufender Radweg – fünf Millionen Euro Kosten hin oder her. Wie gut, dass nicht über jeden Radweg so sehr diskutiert wird wie über diesen: Deutschland wäre ein sehr radwegarmes Land!

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 21.05.2021