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„Radweg wie geplant bauen“

In der Diskussion um den Bienwald-Radweg melden sich jetzt auch die Betreiber des Ausflugslokals „Bienwaldmühle“ zu Wort. Aus ihrer Sicht ist die Straße für Auto- und Radfahrer gefährlich. Kann eine Fahrradstraße das Ausflugsziel gefährden?

Scheibenhardt/Steinfeld. Miriam und Philipp Roth betreiben den Waldgasthof „Bienwaldmühle“; das Ausflugslokal befindet sich seit 1954 in Familienhand. „Die zahlreichen Beiträge zum geplanten Radweg zwischen Scheibenhardt – Steinfeld entlang der L545 haben wir als direkt vor Ort ansässige Anwohner- und Unternehmerfamilie mit Interesse aber auch mit Unverständnis verfolgt“, schreiben sie in einer Stellungnahme. Mehr als beängstigend und nicht akzeptabel sei für sie die wiederholte Forderung des ADFC, die L 545 in eine „Fahrradstraße“ umzuwandeln und lediglich Anwohner und Rettungskräfte passieren zu lassen.

Kommentar

Von vorgestern

Von Andreas Lapos

Geht es nach dem Willen der Landesregierung, wird irgendwann, vielleicht so um 2025, der Bienwald-Radweg eingeweiht. Die Basis für diese Planung – die dann 20 Jahre alte Bundesverkehrszählung 2005 – ist aber schon heute überholt: Denn die Zahlen der Verkehrszählung 2005 sind schlicht nicht plausibel. Knapp 1300 Autos/Tag sollen damals auf der schmalen Straße zwischen Steinfeld und Scheibenhardt gefahren sein. Sie entsprechen fast 60 Autos in der Stunde, also eines in der Minute. Und das Tag und Nacht. In der Realität ist die Straße nachts aber so gut wie leer. Zum zweiten gibt es schon seit 5 Jahren automatisch erfasste Verkehrszahlen. Die sind um fast zwei Drittel niedriger. Bleibt die Frage, ab welchem Punkt für eine Planung die Realität zur Kenntnis genommen werden muss. Vielleicht gibt ja das Verwaltungsgericht eine Antwort. Die Pläne für den asphaltierten Bienwald-Radweg sind von vorgestern. Nicht nur weil das neue Radwegenetz im Bienwald zeigt, dass es auch ganz anders geht.

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 12.04.2021

 

 

Mainz hält an Bienwald-Radweg fest

Die Pläne für einen Bienwald-Radweg entlang der Landesstraße 545 parallel zur deutsch-französischen Grenze geraten immer mehr unter Beschuss. Nach der BI Bienwald schlagen auch Radfahrer und Umweltschützer Alternativen vor. Zudem basiert die Planung auf falschen Zahlen. Eine Entscheidung wird wohl vor Gericht fallen.

Von Andreas Lapos

Scheibenhardt/Steinfeld. Der 10,6 Kilometer lange Bienwald-Radweg soll 4,35 Millionen Euro kosten. Er führt von Steinfeld nach Scheibenhardt und wird in Bienwaldmühle unterbrochen. Für ihn würde neben der L 545 eine 10 Meter tiefe Schneise in den Wald geschlagen. Vor der Bienwaldmühle müssten die Radfahrer auf die Straße wechseln. Die BI Bienwald schlug als Alternative eine Trasse über Forstwege im Bienwald vor (wir berichteten).

Mainz hält an Radweg festDer BUND schließt sich dem Vorschlag der BI Bienwald an. Er fordert, die vorgesehenen 4,35 Millionen Euro stattdessen in die marode K 23 zu investieren. Diese Kreisstraße durchquert von Vollmersweiler den Bienwald über das Weiße Kreuz und mündet zwischen Bienwaldmühle und Scheibenhardt in die L 545. Zudem solle mit der Summe eine Radquerung über die B 9 zwischen Büchelberg und Kandel als Verbindung nach Wörth geschaffen werden. Dies vielleicht in Form eines Tunnels, wie es ihn bereits zwischen Büchelberg und Neulauterburg gibt.

Beides sei aus Gründen der Zuständigkeiten nicht möglich, weist das Mainzer Verkehrsministerium die Vorschläge des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) zurück. Über eine Sanierung der K 23 entscheide der Kreis Germersheim, das Land könne danach allenfalls prüfen, ob ein solches Vorhaben die üblichen Kriterien für eine Förderung erfüllt. Und für Bauvorhaben in Verbindung mit Bundesstraßen sei der Bund „grundsätzlich als Baulastträger der Entscheidungsträger“.

Der Allgemeine-Deutsche-Fahrradclub ADFC Germersheim fordert, die L 545 zwischen Scheibenhardt und Steinfeld als Fahrradstraße auszuweisen, auf der nur noch Anwohner und Rettungskräfte mit dem Auto fahren dürfen. Ausflugsverkehr mit dem Auto will der ADFC allenfalls aus Richtung Scheibenhardt zulassen.

Einzigartige Initiative

Martim da Silva betreibt im Grenzdorf Scheibenhardt eine deutsch-französische Teststation

Allein gegen die Pandemie: Martim da Silva aus dem Grenzdorf Scheibenhardt hat für seine Mitbürger eine eigene deutsch-französische Corona-Teststation auf die Beine gestellt. Private Initiative: Tests für Deutsche und Franzosen bietet Martim da Silva aus dem Grenzort Scheibenhardt. Dort hat er ein eigenes Testzentrum eingerichtet, das eine Woche in Frankreich und die nächste Woche in Deutschland seine Türen öffnet.

von Sibylle Kranich

teststation elsass

Private Initiative: Tests für Deutsche und Franzosen bietet Martim da Silva aus dem Grenzort Scheibenhardt. Dort hat er ein eigenes Testzentrum eingerichtet, das eine Woche in Frankreich und die nächste Woche in Deutschland seine Türen öffnet. Foto: Andrea Fabry
                                                                                                                                                                                                              


Politiker sprechen gern von der deutsch-französischen Freundschaft. Sie bemühen dann Adjektive wie „einzigartig“ oder „historisch“ und erinnern daran, dass aus „den Erbfeinden von einst Freunde wurden“. Martim da Silva liegt Pathos fern. Es gibt für den 44-Jährigen aus dem pfälzisch-elsässischen Grenzort Scheibenhardt keine Freundschaft. Außer man tut sie. Frei nach Erich Kästner und frei von jeglichen Hintergedanken. Seit knapp zwei Wochen betreibt der in Deutschland arbeitende und in Frankreich lebende Deutsche seine eigene kleine Corona-Teststation. Jedes Wochenende testen er und sein kleines Team dort kostenlos Menschen aus seiner Region. Ob sie deutscher oder französischer Herkunft sind, ist dabei egal. Ein Samstag wird auf deutscher, der nächste Samstag auf französischer Seite getestet.

Mit Test zur Familie ins Badische

Seitdem das benachbarte Frankreich zum Hochrisikogebiet wurde, müssen Arbeitnehmer, die in Deutschland arbeiten, aber im Elsass wohnen, einen negativen Corona-Test vorweisen. Trotz allem klappt es hüben wie drüben – auch wenn manches ärgerlich ist.

Von Matthias Dreisigacker

gemeinsam gegen corona 1     gemeinsam gegen corona 2

SCHEIBENHARD. Zeitweise zieht sich die Warteschlange bis hoch zur Hauptstraße. Über eine Stunde kann es dauern, ehe die Menschen am Eingang der Salle Polyvalente für den ersehnten Corona-Schnelltest überhaupt erst erfasst werden. Doch sie sind geduldig. Nach der Premiere des wöchentlich grenzüberschreitenden Wechselspiels einer Teststation hüben wie drüben der Lauter ist heute die elsässische Schwestergemeinde die Gastgeberin. Wahrscheinlich fühlte sich die Dame vor wenigen Augenblicken noch von Glückshormonen überschüttet. Eine Coronateststation am Karsamstag ohne einen Volksauflauf vor dem Eingang? Vor der verschlossenen Tür des Scheibenhardter Bürgerhauses folgt dann die Ernüchterung. Heute wird auf der anderen Seite der Grenzgemeinde getestet, die Deutsche mit Hauptwohnsitz im Elsass ist nicht amüsiert. Für die Arbeit brauche sie zweimal in der Woche einen Test. „34,90 Euro hätte ich in Hagenbach für einen Test bezahlen sollen, nur weil ich in Frankreich gemeldet bin“, empört sie sich. Drüben hätte sie in der Nähe keine Gelegenheit, sodass sie auf das deutsche Angebot angewiesen sei.