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Fahrradstraße statt Bienwald-Radweg

Die Landesregierung plant einen 10,6 Kilometer langen Radweg parallel zur L 545 am Südrand des Bienwalds. Gegen das Projekt protestieren Umweltschützer, die BI Bienwald schlägt eine Alternative auf Forstwegen vor. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat eine ganz andere Idee.

Von Andreas Lapos


Scheibenhardt/Steinfeld. „Entflechtung“ sei ein Basisprinzip der Verkehrsgestaltung, sagt Michael Schindler vom ADFC-Kreisverband Südliche Weinstraße. Und „Entflechtung“ sei auch einer von zwei Hauptgedanken, der dem Vorschlag der beiden südpfälzischen ADFC-Kreisverbände im Streit um den Bienwald-Radweg zugrunde liegt. Denn die Radfahrer wollen Autos, Radfahrer und landwirtschaftliche Fahrzeuge von einander trennen. „Ziel ist eine höhere Sicherheit und Akzeptanz bei den Verkehrsteilnehmern“, so Schindler. Dies gelte vor allem für eine schmale Straße, wie sie die L 545 zwischen Scheibenhardt und Steinweiler unbestritten ist. Dazu macht der ADFC folgenden Vorschlag:

Fahrradstraße statt Bienwald RadwegDer motorisierte Straßenverkehr wird auf der K 23 geführt,der Fahrradverkehr auf der L 545,der landwirtschaftliche Verkehr auf den Forst- und Feldwegen.„Diese Stränge ergeben nur als ganzheitliches System einen Sinn. Isoliert betrachtet führen sie mit gutem Grund zu Unverständnis und Ablehnung“, sagt Schindler. Denn der ADFC will auf keinen Fall die Verbindung zwischen den Viehstrich-Dörfern und Scheibenhardt/Lauterbourg für Autofahrer abschneiden.

Marode K 23 sanierenDafür müsste natürlich die marode K 23 saniert werden. Sie führt von Schaidt aus 7,5 Kilometer quer durch den Bienwald zur L 545, auf die sie etwa 2,5 Kilometer westlich von Schaidt stößt. Von dort sind es auch etwa 2,5 Kilometer zur kleinen Siedlung Bienwaldmühle. Der dortige Waldgasthof ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die kleine Siedlung soll selbstverständlich weiter mit dem Auto erreichbar sein, so Schindler.

Damit das möglich ist, braucht es an der Fahrradstraße, zu der die L 545 nach den Vorstellungen des ADFC werden sollen, zwei kleine Zusatzschilder: „Für Autos frei“, und zwar für den Abschnitt zwischen Bienwaldmühle und Scheibenhardt. Dann dürfen dort auch Autos fahren – allerdings nur mit Tempo 30. Das gelte übrigens auch für Radfahrer, merkt der ADFC-Kreisvorsitzende an.

Mit diesem Konzept könne auch ein zweites Basisprinzip der Verkehrsplanung umgesetzt werden, so Schindler: die „Leichtigkeit“. Damit sei gemeint, dass die jeweiligen Verkehrsmittel möglichst störungsarm, auf direktem Weg und auf der Fahrzeugart angepasstem Untergrund geführt werden. „Das Fahrrad stellt aufgrund seiner Bauart die höchsten Ansprüche an die Qualität der Fahrbahnoberfläche, Autos und Landmaschinen sind wesentlich robuster gebaut“, so Schindler.

Konzept diskutierenDer ADFC wünscht sich, dass sein Konzept jetzt diskutiert wird. „Es muss mit den Anwohnern geredet werden“, sagt Schindler. Denn immerhin könne mit seinem Lösungsvorschlag jedes Grundstück im fraglichen Raum mit allen Verkehrsmitteln erreicht werden.

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 18.05.2021 

„Kein Asphaltband im Bienwald“

Forstamtsleiterin Astrid Berens zur Diskussion um den Bienwald-Radweg – „Blick hat sich gewandelt“

Von Andreas Lapos

Kandel/Scheibenhardt. Aus Sicht des Forstamtes Bienwald muss in Sachen Bienwald-Radweg noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. Ein Asphaltband durch den Wald möchte Forstamtsleiterin Astrid Berens sich allerdings nicht vorstellen.

Kein Asphaltband im Bienwald„Wir sind offen für Gespräche“, sagt Berens auf die Frage der RHEINPFALZ, wie das Forstamt auf die Diskussion um den Bienwald-Radweg blicke. Die Landesregierung plant zwischen Scheibenhardt und Steinfeld entlang der L545 einen 10,6 Kilometer langen Radweg (Kosten: 4,35 Millionen Euro). Er soll parallel zur Straße an deren Nordseite verlaufen. Umweltschützer schlagen als Alternative die Ausweisung von Waldwegen als Radwege vor.Berens sieht die Planungen entlang der Landesstraße durchaus kritisch. „Das ist schon ein großer Eingriff“, sagt sie mit Blick darauf, dass für den Radweg mehrere Hektar Wald gefällt werden müssen. „Wir hätten den Weg lieber auf der südlichen Straßenseite gesehen“, so Berens. Denn auf der nördlichen Seite sei der neue Waldrand nach der Rodung viel stärker der Sonne ausgesetzt . „Die Bäume, die bisher in der zweiten Reihe standen, werden in der Sonne regelrecht verbrutzeln und absterben“, sagt sie.

Bäume würden „regelrecht verbrutzeln“Diese Argumente seien zwar schon bei der Anhörung zuletzt 2015 vorgebracht worden, so Berens, die fertigen Pläne seien ein Kompromiss. Aber nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre habe sich der Blick auf den Wald nochmals gewandelt, gibt sie zu bedenken: „Der Wald leidet unter Hitze und Trockenheit.“

Mit Blick auf das dichte Wegenetz sieht Berens durchaus die Möglichkeit, Alternativen auf Waldwegen zu finden. Aber sie macht eine klare Einschränkung: „Ein Asphaltband durch den Wald würde ich dem Bienwald nicht wünschen.“

Das heißt, die Radfahrer müssten sich mit sogenannten „wassergebundenen“ Fahrbahndecken aus Split zufriedengeben. Die sei schon deshalb nötig, weil der Forst die Wege weiter für forstwirtschaftliche Zwecke brauche. Eine einfach dünne Teerdecke ist dafür nicht stabil genug.

Forstwirtschaftliche Nutzung bedeutet auch, dass es auf den Wegen auch mal ein Schlagloch gibt, so Berens: „Und dort wird auch mal Rinde rumliegen.“ Und Schlaglöcher können nicht immer sofort ausgebessert werden, denn dafür brauche es feuchtes Wetter.

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 15.05.2021

 

Bienwaldradweg

„Wohnen weit weg vom Problem“

Zu Artikeln und Leserbriefen zum Bienwaldradweg. Als wir zum ersten Mal gelesen haben, dass es nach 30 Jahren in dem Projekt vorwärts gehen soll, waren wir sehr erfreut. Umso mehr sind wir erstaunt über die teilweise mit Halbwissen geprägten Berichte und Leserbriefe. Wir sind regelmäßig mit dem Fahrrad oder Pkw in diesem Bereich des Bienwaldes unterwegs. Ich würde jedem empfehlen, der die Route kreuz und quer über Waldwege führen möchte, eine Probefahrt in den Monaten zu machen, in denen die Holzerntemaschinen unterwegs sind. In dieser Zeit sind die Wege nur mit Allradtraktoren passierbar und der Forst hat keinerlei Interesse die Wege für Radfahrer instand zu halten. Desweiteren würde ich über diese Route niemals ein Kind Richtung Scheibenhardt oder Steinfeld schicken. Die Meinung die L 545 als Fahrradstrecke mit eingeschränkter Nutzung für Kraftfahrzeuge zu nutzen kann wohl nur ein Aprilscherz sein. Die Zeit der Schlagbäume ist Gott sei Dank vorbei. Wir kommen regelmäßig in den Gasthof Bienwaldmühle je nach Anlass mit Auto oder Fahrrad. Von Scheibenhardt zur Bienwaldmühle ist es mit dem Fahrrad gefährlich und mit Kindern unzumutbar.Auch im Ort Bienwaldmühle wohnen Familien mit Kindern die das Recht haben, Nachbargemeinden sicher zu erreichen. Dies scheint den „Schreibern“ egal zu sein. Bei ihnen geht der Fahrradweg bestimmt am Haus vorbei. Dass ausgerechnet Umweltschützer und Fahrradclubs Radwege verhindern wollen ist neu. Ein Schelm der Böses denkt. Die Herrschaften wohnen von dem Problem weit weg. Diese Aktionen zeigen deutlich die Probleme in unserem Land. Gut gemeinte Lösungen werden aus unterschiedlichen Interessen torpediert bis sie unrealisierbar sind. Frei nach dem Motto „Heiliger Sankt Florian verschon mein Haus zünd andere an“. Reinhold Westermann, Neuburg

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 05.05.2021

„Radweg wie geplant bauen“

In der Diskussion um den Bienwald-Radweg melden sich jetzt auch die Betreiber des Ausflugslokals „Bienwaldmühle“ zu Wort. Aus ihrer Sicht ist die Straße für Auto- und Radfahrer gefährlich. Kann eine Fahrradstraße das Ausflugsziel gefährden?

Scheibenhardt/Steinfeld. Miriam und Philipp Roth betreiben den Waldgasthof „Bienwaldmühle“; das Ausflugslokal befindet sich seit 1954 in Familienhand. „Die zahlreichen Beiträge zum geplanten Radweg zwischen Scheibenhardt – Steinfeld entlang der L545 haben wir als direkt vor Ort ansässige Anwohner- und Unternehmerfamilie mit Interesse aber auch mit Unverständnis verfolgt“, schreiben sie in einer Stellungnahme. Mehr als beängstigend und nicht akzeptabel sei für sie die wiederholte Forderung des ADFC, die L 545 in eine „Fahrradstraße“ umzuwandeln und lediglich Anwohner und Rettungskräfte passieren zu lassen.

Kommentar

Von vorgestern

Von Andreas Lapos

Geht es nach dem Willen der Landesregierung, wird irgendwann, vielleicht so um 2025, der Bienwald-Radweg eingeweiht. Die Basis für diese Planung – die dann 20 Jahre alte Bundesverkehrszählung 2005 – ist aber schon heute überholt: Denn die Zahlen der Verkehrszählung 2005 sind schlicht nicht plausibel. Knapp 1300 Autos/Tag sollen damals auf der schmalen Straße zwischen Steinfeld und Scheibenhardt gefahren sein. Sie entsprechen fast 60 Autos in der Stunde, also eines in der Minute. Und das Tag und Nacht. In der Realität ist die Straße nachts aber so gut wie leer. Zum zweiten gibt es schon seit 5 Jahren automatisch erfasste Verkehrszahlen. Die sind um fast zwei Drittel niedriger. Bleibt die Frage, ab welchem Punkt für eine Planung die Realität zur Kenntnis genommen werden muss. Vielleicht gibt ja das Verwaltungsgericht eine Antwort. Die Pläne für den asphaltierten Bienwald-Radweg sind von vorgestern. Nicht nur weil das neue Radwegenetz im Bienwald zeigt, dass es auch ganz anders geht.

Quelle: RHEINPFALZ, Ausgabe " Germersheimer Rundschau" vom 12.04.2021