Das Geheimnis eines Gartens ist die Zeit

RHEINPFALZ-SOMMERTOUR: Zehn Leser entdecken den Waldgarten von Helga Pohle und Wolfram Kotschi bei der Bienwaldmühle

das_geheimnis_eines_gartens_ist_die_zeit_klSCHEIBENHARDT. Zwetschgenkuchen mit Sahne, erfrischender Holunderblütensirup und einen ausgiebigen Rundgang durch einen herrlichen Wald- und Bauerngarten, das boten Helga Pohle und Wolfram Kotschi gestern ihren Gästen. Das Ehepaar öffnete für einen kleinen Kreis von Gartenfreunden bei der RHEINPFALZ-Sommeraktion seinen Garten mitten im Wald, unweit der Bienwaldmühle. Pünktlich trafen neun Personen im Hof des ehemaligen Forsthauses ein, alle gespannt auf das von hohen Bäumen umstandene Gartenparadies. Als Gruß aus dem eigenen Garten brachte eine der Gewinnerinnen, Inge Angenendt aus Rohrbach, ein Gefäß mit selbst gezogenen Tomaten-Variationen mit, Elvira und Ernst Ertel aus Neuburg übergaben ein Körbchen mit Leckereien aus ihren Garten an die Gastgeber.

Nach einer kurzen, offiziellen Begrüßung zog es alle beinahe magisch von der Terrasse in den Garten. Es dauerte keine Minute, als schon erste Fachgespräche über Frauenmantel begannen sowie die Fähigkeiten der Pflanze, mittels Wassertröpfchen auf ihren Blättern Regen voraussagen zu können. Bewundert wurden die beiden Reihen mit großen, alten Buchsbaumhecken, und der ein oder andere Blick suchte die Pflanzen nach Spuren des gefürchteten Buchsbaumzünslers ab. Dazwischen lockten die unterschiedlichsten Dufte aus dem Kräuterbeet von Helga Pohle. Die Gartenbesucher schnupperten an Oregano, zerrieben Blätter von Ananas-Salbei zwischen ihren Fingern und tauschten ad hoc Tipps und Rezepte rund um Gartenkräuter aus. Die Gastgeberin erzählte dazwischen einiges über die Geschichte des Gartens, den sie und ihr Mann in einem vollkommen verwilderten Zustand übernommen hatten. Heute sind die Strukturen und die Gartenanlage mit Rasenwegen, Beeten mit Sandsteineinfassung wieder vollständig zu erkennen, „es ist unglaublich, welche Vielfalt sich in dem Garten verbirgt“, schwärmte eine Besucherin. Elvira Ertel gefiel es, dass die Gartenbesitzer nicht jeder Pflanze akkurat einen Platz zuwiesen, sondern auch zuließen, wenn sich Blumen neue Standorte suchten, wie die leuchtend fuchsiafarbenen Lichtnelken. „Ich lernte, dass ich viel Geduld mit meinem Garten haben muss, denn es dauerte einige Jahre, bis sich manche Pflanzen richtig an einem Platz wohl fühlten“, beschrieb Helga Pohle den Alltag als Gärtnerin. Dem konnten die Besucher nur zustimmen, denn alle sind ebenfalls leidenschaftliche Gärtner, die immer wieder Überraschungen mit ihren Anlagen erleben.

Hortensien-Arten wurden bewundert, interessiert den Tipps zum Vermehren von Rosen durch Inge Angenendt gelauscht oder über den Rückschnitt von Lavendel gefachsimpelt. Wenn ein Gast den Namen einer Pflanze nicht kannte, konnte Helga Pohle oder eine andere Besucherin helfen, wie beim Herzgespann, einer Heilpflanze. Wolfram Kotschi, der im Garten auch Bienenkästen stehen hat, erzählte über das Imkern.

An jeder Ecke des lauschigen Gartens mit Sitzplätzen entdeckten die neugierigen Besucher neue Pflanzen-Schätze, es wurde an den Himbeeren oder an den Tomaten genascht und die Blätter von Wolfsmilch vorsichtig gestreichelt. „Wir bewirtschaften unseren Garten ohne künstlichen Dünger, geben den Pflanzen nur Kompost“, berichtete das Ehepaar, das auch viele Gemüsesorten direkt am Haus anbaut. „Eigentlich gehört dieser Baum ja nicht in unsere Breitengrade“, meinte Helga Pohle über den großen Mammutbaum seitlich vom Haus. Den Gästen an diesem Tag gefiel der stattliche Baum trotzdem gut, ein Besucher wünschte ihm mindestens 400 Jahre Leben.

Versorgt mit leckerem Kuchen von der reich gedeckten Kuchentafel, mit Kaffee oder einer Erfrischung aus selbst hergestelltem Holunderblütensirup wurden die Gespräche rund um Gärten noch gemütlich fortgesetzt. Nach gut zwei Stunden waren Gäste und Gastgeber zufrieden, denn allen hatte der Nachmittag mitten im Bienwald riesigen Spaß bereitet und jeder konnte sein Gartenwissen erweitern. (bic)

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Mittwoch, den 13. August 2014

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