Eigenleistung wird belohnt

„Nichts ist unmöglich“, freute sich Scheibenhardts Bürgermeister Edwin Diesel zur Einweihung des Multifunktionsgebäudes. Wohl jeder im knapp 700-Seelen-Dorf wusste, dass damit eine unendliche Geschichte ihr gutes Ende findet.

Von Monika Bögelspacher


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Scheibenhardt. Bereits 2010 hatte Wehrleiter Christian Müller erste Sanierungspläne zum damaligen Anbaus ins Gespräch gebracht, als im März 2013 ein Brand so großen Schaden anrichtete, dass man trotz dieses Tiefschlages hier die Chance witterte, nun das alte Gebäude abzureißen und diese große Lösung für Vereine und Bürger, für die Jugend und für die Feuerwehr zu schaffen. Zeitliche Verzögerungen gab es, weil zu Beginn das Planungsbüro ausgestiegen war und Problemen mit Baufirmen zu lösen waren.Das größte Problem war zweifellos fehlendes Geld. Doch für dieses Manko Scheibenhardts bemühte Diesel mit „Glaube versetzt Berge“ ein zweites geflügeltes Wort. Zur Finanzierung der Baukosten in Höhe von 622.000 Euro war Energie und Einfallsreichtum gefordert. Man verkaufte die Lehrerwohnung, addierte die Versicherungssumme der Schadensregulierung, erhielt einen Zuschuss der Verbandsgemeinde für die Feuerwehr und nahm einen Kredit auf. Für den verbleibenden Rest vertraute man auf die „besondere Kraft Scheibenhardts“, praktisch repräsentiert durch extrem hohe Eigenleistung und Spenden. Ergänzt wurden Firmen- und Bürgerspenden durch das Crowdfunding der VR-Bank mit 7000 Euro. Gezählt wurden 500 freiwillige Arbeitsstunden. „Alle unsere Handwerker haben zugepackt, von Maurer bis Schreiner“ erzählen die Wehrleute stolz bei der Vorstellung ihrer neuen Räume im Obergeschoss.Spenden nicht anonym„Hier sind Spenden nicht anonym, sondern zeigen Bürgernähe“, lobten Verbandsbürgermeister Reinhard Scherrer (SPD) und Landrat Fritz Brechtel (CDU) diese Leistung der Solidargemeinschaft beim Gang durch das neue Gebäude.Entstanden sind in diesem Zweckbau, der sich an die Giebelseite des Bürgerhauses anschließt, im Untergeschoss Funktionsräume mit Küche und großem Versammlungsraum. Dass die großzügigen Öffnungen zur Bewirtung des angrenzenden Festplatzes bestens geeignet sind, konnte gleich beim anschließenden Feuerwehr-Aktionstag demonstriert werden. Und neben Versammlungsraum mit Küche und Büro für die Feuerwehr gibt es im Obergeschoss einen Jugendraum. Einige Jugendliche schauten sich neugierig um und schmiedeten zaghaft Zukunftspläne mit Jugendpfleger Gunter Schroer. „Hier ist so leer, eine Couch wäre nicht schlecht und vielleicht Farbe an den Wänden“, schlug der 13-jährige Samuel vor. „Das wird jetzt gemeinsam angepackt“, versprach Schroer – mit dem festen Willen, der Scheibenhardter Jugend wieder einen Treffpunkt zu schaffen.Schließlich waren vor einigen Wochen aus diesen Gründen „Jugend braucht Raum“ und „Kind sucht Spielplatz“ Demonstrationen organisiert, Missstimmung und Kritik am Bürgermeister im ansonsten harmonischen Bienwalddorf ausgebrochen (die RHEINPFALZ) berichtete).„Hat zweifellos lange gedauert“„Es hat alles zweifellos sehr lange gedauert, da kann schon mal Ungeduld aufkommen. Inzwischen ist es wieder ruhiger geworden, bis hin zu einem ausgleichenden Gespräch“, hört man hoffnungsvolle Stimmen seitens eines Gemeinderats. „Und neue Spielgeräte gibt’s auch“, lobten einige Einwohner. Sie waren – ebenso wie viel politische Prominenz – trotz sommerlicher Hitze zahlreich gekommen um beim anschließenden geselligen Feuerwehr-Aktionstag die spektakulären Löschübungen zu bestaunen, sich bei der Feuerwehr-Modenschau zu amüsieren oder per Drehleiter ihren Ort von weit oben zu besichtigen.
 
Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Dienstag, den 03. September 2019
 
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