Schnelles Netz kommt nur langsam voran

HAGENBACH/KANDEL: Der Schweizer Unternehmer Rolf Tresch will mit seiner Firma RMT weite Teile der Südpfalz mit einer modernen Glasfaser-Infrastruktur ausstatten. Sie soll den Menschen „lichtschnelles Internet“ bringen. Aber noch immer stockt der Ausbau. Neben fehlenden Arbeitern sind Abstimmungen mit dem Kampfmittelräumdienst der Grund.

Von Andreas Betsch

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Diese Schlagzeile ließ vor zwei Jahren Internetnutzer aufhorchen: „Schweizer wollen mit Glasfaser verdienen“, stand in der GERMERSHEIMER RUNDSCHAU: „Firma RMT bietet Breitbandausbau auf eigene Rechnung in unterversorgten Gemeinden an“. Hinter RMT steht der Schweizer Unternehmer Rolf Tresch aus Zug. Er hat sich zum Ziel gesetzt, eine moderne Glasfaser-Infrastruktur in weiten Teilen der Südpfalz aufzubauen (wir berichteten mehrfach).Das schnelle Internet kommt über eine Ringleitung („Backbone“), die Tresch momentan noch aufbaut. In der Gegend um Bad Bergzabern ging es vor mehr als zwei Jahren los. Derzeit ist man in der Gegend um Steinfeld angekommen.

Stück für Stück werden dabei mit einer Art Pflug Leerrohre im Boden verlegt und später Glasfaserleitungen eingeblasen. Von Steinfeld soll ein Abzweig in Richtung Kandel führen, ein anderer in den Wald zur Bienwaldmühle und damit in die Verbandsgemeinde Hagenbach. Dabei gibt es ein Problem: Die Gegend war im Zweiten Weltkrieg „Rote Zone“. Weil Treschs Team beim Pflügen auf Munition oder Bomben stoßen könnte, läuft noch die Abstimmung mit dem Kampfmittelräumdienst. In den Orten im Umkreis der Glasfaserleitung verlegt RMT außerdem kostenlos moderne Glasfaseranschlüsse in jedes Haus – vorausgesetzt, der jeweilige Eigentümer will das. Der Anschluss ist erste Grundvoraussetzung, um später sein „lichtschnelles Internet“ zu bekommen. Die zweite: ein Vertrag mit Treschs Telefon- und Internetanbieter „Lyte“. Staatliche Zuschüsse will der Schweizer nicht, er zahlt das alles aus eigener Tasche. „Wir sind überzeugt, dass sich der Ausbau lohnen wird – wann, ist uns relativ egal“, sagte er vor einem Jahr im RHEINPFALZ-Gespräch. Die Finanzierung durch sein Familienunternehmen (180 Mitarbeiter, 40 Millionen Euro Jahresumsatz) sei gesichert. Man habe Zeit. Tresch hat aber noch immer ein Problem: Er findet nicht genügend Firmen, die die Kabel verlegen. „Die Baubranche ist völlig ausgetrocknet“, sagt er. Daher hat der 46-Jährige in der Südpfalz mittlerweile eine Baufirma mit 15 Mitarbeitern gegründet. Aber auch sie sind total mit Arbeit ausgelastet. Die Folge: Momentan surfen in der Südpfalz nur wenige Menschen mit „Lyte“ – alle wohnen im Kreis Südliche Weinstraße, beispielsweise in Kapellen-Drusweiler. Tresch spricht von „über 100 Lyte-Kunden“. Gefragt nach seinem aktuellen Zeitplan, gibt er sich zurückhaltend. „Je mehr Orte angeschlossen sind, umso mehr Geld kann ich erwirtschaften“, sagt er – und sieht die Sache vor allem als Zukunftsinvestition. Tresch ist davon überzeugt, dass der Wunsch nach größeren Internet-Bandbreiten steigen wird. Und dass auch Großanbieter wie die Deutsche Telekom (obwohl sie es heute ablehnen) dann seine Leitungen mit den superschnellen Glasfaser-Hausanschlüssen nutzen und dafür zahlen wollen. Jede angeschlossene Wohnung soll mit vier Glasfasern ausgestattet werden. Pro Faser lassen sich pro Sekunde 73,7 Terabit übertragen. Wobei Tresch für seine „Lyte“-Kunden vorerst maximal 150 Megabit Bandbreite anbietet. Der Bedarf für mehr sei noch nicht da, sagt er. Trotz aller Probleme bereut er nicht, den Schritt in die Südpfalz gewagt zu haben: „Ich bin ein Mensch, der Herausforderungen sucht.“ Auch der geplante Aufbau des neuen Mobilfunkstandards „5G“ bereitet ihm kein Kopfzerbrechen. Glasfaserleitungen würden trotz Funklösungen gebraucht, ist er sicher. Schließlich seien Hauswände oder Wälder „Störfaktoren“ beim kabellosen Surfen. Die „optimale Lösung“ beim 5G-Ausbau sei eine Kombination von Glasfaserleitungen und Funkmasten, findet er. Mittlerweile ist Tresch nur noch gelegentlich in der Südpfalz. Er hat Mitarbeiter eingestellt, die vor Ort die Stellung halten, zum Beispiel eine Planerin für den Netzausbau. Damit sich Kunden und jene, die es werden wollen, informieren können, gibt es seit 1. Dezember in Bad Bergzabern einen „Lyte-Shop“. Auch in Kandel oder Hagenbach könne er sich später solche Filialen vorstellen, blickt Tresch optimistisch in die Zukunft. INFO Mehr zum Glasfaserausbau im Internet: https://lyte.net. Gebührenfreie Telefon-Hotline: 0800 6008100. Der „Lyte-Shop“ in Bad Bergzabern (Marktstraße 1) hat montags bis freitags, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17.30 Uhr, geöffnet.

 

Quelle: DIE RHEINPFALZ, Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene, Donnerstag, den 31. Januar 2019